Es fährt ein Zug nach nirgendwo ...

05Okt2017

Da der Tag gestern zeitig zu Ende war, waren wir auch alle zeitig wach, was heißt, wirklich geschlafen hat keiner.
Pünktlich erreichten wir Dandong und der Zug rangierte hin und her, vor und zurück, vom letzten auf das erste Bahnhofsgleis, ehe wir mit unserem gesamten Gepäck den Zug verlassen und durch die chinesische Immigration mussten.
Unsere Pässe erregten durchaus Aufmerksamkeit. Andreas wurde von einer ziemlich neugierigen Grenzbeamtin befragt, wann er im Iran war (steht doch auf dem Visum?), wie lange und warum. Wenn man dann des Englischen nicht so ganz mächtig ist, kommt schon mal statt vor 3 Jahren "für 3 Jahre" raus. Kein Wunder, wenn solche Auskünfte mit Staunen quittiert werden?.

Koreaexpress  Unsere Zugfahrkarte für vier  die alte Yalu-Brücke (Duan Qiao = zerbrochene Brücke) hier schauen Chinesen nach Nordkorea - die Brücke wurde nach dem Koreakrieg nicht wieder aufgebaut 

Nach reichlich 2,5 h überquerten wir den Grenzfluss und hatten koreanisches Hoheitsgebiet erreicht. Die koreanischen Beamten suchten uns im Abteil auf. Freudig stellte der Zöllner fest, dass wir aus der Fußballnation Deutschland kamen, was uns gleich Sympathiepunkte einbrachte. Er "durchsuchte" unser gesamtes Gepäck. Da er nichts zu beanstanden hatte, überreichten wir unser Gastgeschenk in Form von Zigaretten und Feuerzeug und er war glücklich.

Smartphones interessierten nur insofern, als dass registriert wurde, wer von uns eins dabei hat. Tablets waren uninteressant, aber die Fotoapparate wurden auf GPS kontrolliert, wobei eine Camera übersehen und der GPS-Aufdruck eines Fotoapparates ignoriert wurde.
Die Kontrolle war für uns insgesamt sehr entspannt, locker und freundlich.

Nach weiteren 2,5 h setzte sich der Zug endlich wieder in Bewegung und wir enterten den Speisewagen. Wie isst man Plattfisch und Eier mit Metallstäbchen? Wenigstens zur Suppe gab's einen Löffel. Das war ein erster Eindruck von der koreanischen Küche. Im Abteil fielen wir gleich über ein anderes Gastgeschenk her und vertilgten unsere Schokolade ...

Wir fuhren stundenlang durch landwirtschaftliche Nutzflächen, Reis-, Mais-, Getreide- und Gemüsefelder so weit das Auge reichte und bekamen einen interessanten Einblick in das ländliche Leben. Für uns ist schwer vorstellbar, dass es heute angeblich noch Lebensmittelknappheit geben soll.

Das erste was wir von Pjöngjang entdeckten, waren die großen Bronzestatuen der Kims, gefolgt von einer beeindruckenden Skyline, die von der riesigen Pyramide des 330 m hohen Ryugyong Hotels geprägt wird.

Uns empfingen unsere sehr gut deutsch sprechende Reiseleiterin Suryon, ihre Praktikantin Frau Han und unser Fahrer Herr Pak. Es ging direkt zum Luxushotel Koryo, wo wir in der 19. (von 44) Etagen einquartiert wurden.

Suryon war uns auf Anhieb sympathisch und wir haben den Abend in lockerer Runde bei koreanischem Bier (Wein ist im Restaurant unbezahlbar) und sehr netten Gesprächen verbracht.

Sie machte uns mit folgenden Regeln vertraut:
1. keine Fotos von Soldaten am Straßenrand
2. keine Fotos von großen Gruppen arbeitender Menschen
3. keine Aufnahmen von Einzelpersonen, ohne diese vorher um Erlaubnis zu fragen
4. Porträts und Statuen der Kims immer vollständig fotografieren
5. Publikationen mit den Bildern der Führer sorgfältig behandeln.
Wir fragen lieber einmal mehr und halten uns daran, da Suryon sonst nur Schwierigkeiten bekommen würde.

Aber wir erfuhren auch, was Korea hat
1. saubere Luft (stimmt, es gibt ja auch kaum Industrie)
2. schöne Landschaften (stimmt auch)
3. die schönsten Frauen (stimmt im Vergleich zu den Iranerinnen nur bedingt)
4. Ginseng (stimmt)
5. gutes Bier (das können wir auch bestätigen)

Zu unserem Erstaunen schlafen Suryon, Frau Han und Herr Pak auch bei uns in den Hotels. Nach der Verabschiedung haben wir uns einen Besuch im Drehrestaurant in der 44. Etage nicht entgehen lassen. Pjöngjang ist bei Nacht durchaus beleuchtet und sieht sehr schön aus. Leider lässt sich diese Skyline durch die gebogenen und getönten Scheiben nicht vernünftig fotografieren. Auf nervige Leuchtreklamen kann man getrost verzichten.

unsere hübschen Reiseleiterinnen über den Dächern von Pjöngjang