Vorwort

29Sept2017

Wenn wir von unserem Reiseziel erzählt haben, ernteten wir meistens ungläubiges Staunen bis hin zu Entsetzen. Was wissen wir denn wirklich über Nordkorea?

Dass der Koreakrieg zwischen 1950 und 1953 rd. vier Millio­nen Menschen das Leben kostete, Nordkoreas Hauptstadt dem Erdboden gleichgemacht und die anderen Städte des Landes und seine Industrieanlagen vernichtet wurden und große Teile der Bevölkerung in Berghöhlen und Erdlöchern lebten. Nicht ein einziges historisches Bauwerk hat diese Zerstörung durch das Napalm-Flächenbombardement der Amerikaner überstanden.

Der US-amerikanische Historiker Bruce Cumings hat schonungslos mit der Aggressivität seines Landes als Weltgendarm abgerechnet. Beginnend mit den beiden Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki und bis heute andauernd mit dem fortwährenden Koreakrieg (bisher gilt ja nur ein Waffenstillstandsabkommen vom Juli 1953), dem für die USA verlorenen Vietnamkrieg, den Nahostkriegen und den daraus resultierenden über 700 Militärstützpunkten der USA in mehr als 100 Ländern.

Der Wiederaufbau Koreas ist eine der großartigen Leistungen, die eigentlich die internationale Berichterstattung bestimmen sollten. Stattdessen entscheidet immer noch der »Weltgendarm« USA darüber, was und wie berichtet wird.

Das kleine Nordkorea wird der Bedrohung der USA und des Weltfriedens bezichtigt und die Begründung seiner auch uns nur schwer verständlichen Rüstungspolitik wird nicht einmal zur Kenntnis genommen. Die nämlich lautet: Keines der von den USA angegriffenen kleinen Länder hat über eigene Atomwaffen und Abwehrraketen verfügt. Eben deshalb müsse sich Nordkorea mit eigenen Waffen wehren.

Im Oktober 2001 bezeichnete US-Präsident George W. Bush Kim Jong-il als „Pygmäen“ und äußerte die Absicht zum Sturz des Staatschefs. In Bushs Rede zur Lage der Nation im Januar 2002 landete Nordkorea auf der Liste der „Schurkenstaaten“, der „Achse des Bösen“. Erst danach intensivierte Nordkorea sein Kernwaffenprogramm.

Natürlich haben wir uns intensiv mit dem Land und seinen politischen Gegebenheiten beschäftigt, die wir ja  andeutungsweise – soweit es einem Touristen überhaupt möglich ist – erleben wollen, um über die Informationen aus unseren Massenmedien oder aus Spezialliteratur hinaus Einblicke in das politische System zu erhalten. Wir wissen um die Befindlichkeiten der politischen Führung und werden uns dementsprechend verhalten. Wir wissen, dass uns der Personenkult um die „Kims“ erwartet. Aber so außergewöhnlich ist das nun auch wieder nicht. Man braucht beispielsweise nur nach Thailand zu schauen.

Für diejenigen unter euch, die sich für die nüchternen Fakten interessieren, hier ein sehr guter Beitrag zum Streit um Nordkoreas Atomprogramm.

Zur Geschichte des Streits um das nordkoreanische Atomprogramm

Auch dieser Kommentar bringt es sehr gut auf den Punkt:

Nordkorea und die Macht des Atoms

Als Gäste des Landes werden wir uns an die Gepflogenheiten halten und seine Sitten und Gebräuche respektieren. Und wir sind wahnsinnig neugierig.